Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) in Baden-Württemberg positioniert sich zum Rettungsdienst der Zukunft. Leitstellen als Partner in gesundheitlichen Notlagen, verbesserte Arbeitsbedingungen, mehr Handlungskompetenzen für Notfallsanitäter sowie Verbesserungen bei der Finanzierung des Krankentransports und bei der Planung im Rettungsdienst, verbunden mit mehr Transparenz: das sind für das DRK die Kernpunkte einer gesicherten Versorgung der Bürger in der Zukunft.
„Der Rettungsdienst kann nicht losgelöst vom Wandel in der Gesellschaft und in der Gesundheitslandschaft funktionieren“, so Dr. Lorenz Menz, Präsident des DRK-Landesverbands Baden-Württemberg bei einem Pressetermin der beiden DRK-Landesverbände in Stuttgart.Er betonte das Selbstverständnis des DRK als eine Hilfsorganisation, die im Sinne der Patienten für einen innovativen Rettungsdienst eintrete. Das sich verändernde Gesundheitswesen und neue Ansprüche stellen den Rettungsdienst als Ganzes und damit auch das DRK als größten Träger im Rettungsdienst vor Herausforderungen. „Bei der Personalgewinnung ist die Durststrecke noch nicht überwunden, bei der Infrastruktur gibt es durchaus Nachholbedarf – der Rettungsdienst insgesamt hat seine Hausaufgaben zu machen“, so Birgit Wiloth-Sacherer, Landesgeschäfts¬führerin des Badischen Roten Kreuzes. Dazu zählen Fragen der Transparenz sowie der optimalen Verzahnung zwischen dem Rettungsdienst als Teil des Gesundheitswesens einerseits und als Element des Bevölkerungsschutzes andererseits.
An der Fortentwicklung des Rettungsdienstes hat das Deutsche Rote Kreuz seit jeher mitgearbeitet; mit eigenen Projekten und Investitionen, mit Anregungen und als Ideengeber. „Wir kommen nun mit einer Reihe von Positionen und Forderungen erneut unserer Verantwortung nach, den Rettungsdienst für die Zukunft gut aufzustellen – immer im Sinne der Patienten“, so Dr. Menz. Das Papier erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und bei den einzelnen Positionen wird bewusst auf einzelne Adressaten verzichtet:
- Weiterentwicklung der Leitstellen in Baden-Württemberg als notfallmedizinischer Partner, mit strukturierter Notrufabfrage, Disposition des kassenärztlichen Bereitschaftsdienstes, Defibrillatoren-Katalogisierung und ärztlicher Anwesenheit in der Leitstelle sowie der Prüfung einer zusätzlichen medizinischen Notrufnummer
- Landesweiter online-gestützter Bettennachweis der Kliniken für einen schnelleren Transport in die nächste geeignete Klinik
- Kostendeckende Finanzierung des Krankentransports – auch zur Entlastung der Notfallrettung
- Beibehaltung der organisatorischen Einheit von Notfallrettung und Krankentransport
- Bessere Rahmenbedingungen in der Ausbildung, um Lehrkräfte zu gewinnen, um mehr Rettungskräften den Zugang zur Prüfung für Notfallsanitäter zu ermöglichen und um mehr Rettungskräfte aus den Reihen der BFD/FSJ-Teilnehmer zu gewinnen sowie attraktivere Arbeitsbedingungen für Mitarbeiter im Rettungsdienst (u. a. reduzierte wöchentliche Arbeitszeit und einem früheren Renteneintrittsalter)
- Landesweit einheitliche Kompetenzen für die Notfallsanitäter sowie die Überarbeitung des notärztlichen Einsatzindikationskataloges
- Beibehaltung des Zugangs von Ehrenamtlichen zum Rettungsdienst
- Einbindung des Rettungsdienstes in die Krankenhausplanung des Landes
- Einrichtung eines Systems zur Meldung von kritischen Vorkommnissen (CIRS)
- Mehr Transparenz durch öffentliche Bereichspläne, Ergebnisse von Gremiensitzungen und Analysen der SQR-BW
- Gesicherte Finanzierung bei der Ausbildung und der Infrastruktur (Rettungswachen und Leitstellen)
„Die Bevölkerung hat einen Anspruch auf eine qualifizierte notfallmedizinische Hilfe auf dem Stand des medizinischen Wissens und der Technik. Wir betrachten die Notfallversorgung nicht isoliert, sondern sehen den Rettungsdienst samt Leitstelle, die Ersthelfer, den ärztlichen Notfalldienst und die Hilfe bei Großschadenslagen als Elemente eines integrierten Konzeptes der medizinischen Versorgung der Bevölkerung“, sagt Dr. Lorenz Menz.
Das Deutsche Rote Kreuz ist kein ertragsorientierter Dienstleister, sondern stellt als gemeinnützige Hilfsorganisation den Patienten in den Mittelpunkt. Im Interesse der Bevölkerung bindet das Deutsche Rote Kreuz den Rettungsdienst in das komplexe Hilfeleistungssystem ein. „Angesichts der offensichtlichen Vorteile für die Patienten darf bei der Diskussion der genannten Positionen die Wirtschaftlichkeit nicht das entscheidende Kriterium sein. Schließlich hat Baden-Württemberg einen der kostengünstigsten Rettungsdienste in Deutschland“, so Hans Heinz, Landesgeschäftsführer des DRK-Landesverbands Baden-Württemberg.
Das DRK in Baden-Württemberg: Seine vielfältigen Hilfeleistungen für die Bevölkerung, die umfangreichen Angebote in der Altenhilfe und in der Breitenausbildung leistet das Rote Kreuz in Baden-Württemberg mit einer großen Zahl engagierter Menschen. Die beiden DRK-Landesverbände und die 50 DRK-Kreisverbände können auf 63.489 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer zählen. Sie beschäftigen zusammen 13.264 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (ohne FSJ/BFD). Das Deutsche Rote Kreuz ist in Baden-Württemberg der größte Leistungsträger im Rettungsdienst. Das DRK bildet jedes Jahr mehr als 220.000 Menschen in erster Hilfe aus. Im Helfer-Vor-Ort-System des DRK stehen 4.250 ausgebildete Helferinnen und Helfer bereit, um organisierte Erste Hilfe zu leisten. Über 12.000 Schulsanitäter und Juniorhelfer engagieren sich derzeit nachhaltig zum Thema Erste Hilfe an weiterführenden Schulen und an Grundschulen. Darüber hinaus gibt es in nahezu jedem der 905 Ortsvereine auch Jugendrotkreuz-Gruppen (837). Das DRK betreibt die Ausbildung von Notfallsanitätern an zehn Standorten in Baden-Württemberg. Die Zahl der Mitarbeiter in der Ausbildung wurde in den letzten beiden Jahren um 60 Prozent aufgestockt. 2017 verschmolzen die Landesschulen der beiden DRK-Landesverbände in Baden-Württemberg zu einer gemeinsamen Einrichtung. Über den Rettungsdienst und den Bevölkerungsschutz hinaus engagiert sich das Deutsche Rote Kreuz in vielfältiger Art und Weise auch in seiner Eigenschaft als Spitzenverband der freien Wohlfahrtspflege in der Sozialarbeit.
Positionspapier zum Download